Mittwoch, 30. September 2015

Herbsttaugliche Makira




Das ganze Frühjahr über bewunderte ich die vielen vielen schönen Makiras, die die Blogwelt bevölkerten.
Die Tunika von Kibadoo wurde zu meinem absoluten Lemmingschnitt - ich MUSS diesen Schnitt haben! UNBEDINGT! So eine leichte, bunte Bluse fehlt in meinem Kleiderschrank!

Also Schnitt gekauft, ausgedruckt, zusammengeklebt, mich über die schöne Anleitung gefreut und mir Gedanken über die Stoffkombination gemacht.

Beim Frühlings-Stoffmarkt habe ich mir dann diese Stöffchen ausgesucht. Gelb für die Tunika, und die beiden Türkisen Stoffe für den Beleg, Saum und Manschetten.

Ganz bunt und sommerlich und bestens geeignet für MEINE Tunika. Dachte ich.

Denn  nachdem alle Teile zugeschnitten waren und der Beleg in türkis auf dem gelben Stoff angenäht war, fand ich das Ganze viel zu grell. Eine Anprobe vor dem Spiegel zeigte Ähnlichkeit mit einem Papagei. Danach ruhte das Projekt über den Sommer, denn es gab noch so viele andere Projekte auf meiner Liste.

Nun habe ich mich mal wieder an die Tunika rangesetzt. Wer sagt denn, dass man sie nur im Sommer tragen kann?
Meine Stoffauswahl ist nun viel dezenter ausgefallen: Weißer, etwas dickerer Batist mit Stretchanteil, dazu vom Stoffmarkt blauen Stoff mit kleinen Blubberbläschen und dazu eine dunkelblaue Paspel für den Beleg. Da ich im Frühjahr einen Großteil meiner Garderobe auf weiß-blau-rot umgestellt habe, eine sichere Kombination für die bestehende Garderobe.

Ein Gutes hatte die Probeaktion mit dem bunten Stoff - zum einen habe ich geübt, wie das mit dem gepaspelten Beleg funktioniert (eigentlich ganz einfach, wenn man sich an die Anleitung hält), zum anderen habe ich am Probestück festgestellt, dass die Abnäher, die aus dem Ärmelausschnitt zum Brustpunkt laufen, bei mir überhaupt nicht sitzen. So konnte ich die gleich verändern, sie sitzen nun ein gutes Stück tiefer.

Die Tunika ist erfreulich schnell genäht, die Anleitung eine Freude, da sehr ausführlich, nachvollziehbar formuliert und sehr reich bebildert. Einziger Schwachpunkt ist, dass nur eine Angabe für die gesamte Stoffmenge angegeben ist. Wenn man - wie die meisten Näherinnen - mehrere Stoffe verwendet, muss man ein bisschen rumrechnen oder am Schnitt messen, damit man nicht zu wenig kauft.

Ich habe die kürzere Variante genäht und auch die Ärmel ca 10 cm gekürzt. Ich habe offenbar kürzere Arme als die Norm, und bei den meisten Schnitten sind mir die Ärmel sowieso schon viel zu lang. Der Originalschnitt geht mir bis weit über die Finger, das geht natürlich nicht und würde mich im Alltag ohne Ende nerven.


Für meine Verhältnisse ist der Beleg erstklassig gelungen (OK, ich hatte ja eine Übungsrunde). Den Ausschnitt habe ich ca 3 cm kürzer als im Schnitt vorgesehen gestaltet, damit mein Kollege nicht zu sehr von der Arbeit abgelenkt wird ;-)

Damit die Tunika nicht zu sehr nach Arztkittel aussieht, habe ich an den Manschetten und dem Saum noche ein ca 6 cm breite Borte aus dem blauen Stoff vorgesehen. Und leider bin ich so gebaut, dass so lockere Schnitte hinten immer abstehen, also gab es auch noch ein Bindeband:
Nun ist sie fertig, die gute Makira. Durch den Stretchanteil trägt sie sich sehr angenehm, der dicke Stoff ist ideal für die Übergangszeit, und ich habe sie schon mehrfach und gern getragen - hier ein paar Eindrücke, die der beste Ehemann von allen schnell am vergangenen Wochenende aufgenommen hat, als uns die Sonne so herrlich besuchte:



Aus den nicht verwendeten Sommerstoffen sind ein paar Accessoires geworden: Mein Friemelstilo und ein Brillenetui, die mir in der bunten Farbkombination supergut gefallen. Bei mir wird kein Stoff schlecht - ihr kennt das sicher :)

Makira wandert nun zum MeMadeMittnwoch - hier präsentieren Nähbegeisterte wie immer ihre Werke. 








Montag, 21. September 2015

Usedom- Schal

Vor zwei Wochen habe ich mit dem besten Ehemann der Welt eine Woche Urlaub auf unserer Lieblingsinsel Usedom verbracht. Zwischenzeitlich ist das schon fast unsere zweite Heimat, wir sind jedes Jahr mindestens einmal dort, und lassen nach Herzenslust die Seele baumeln. 


 Aber erst dieses Jahr habe ich das Wollgeschäft in Usedom auf Usedom entdeckt. 
Kaum zu fassen!
"Der Spinndönz" ist gleich an der Kirche und eigentlich nicht zu verfehlen. 


Parken kann man prima gleich vorm Geschäft, allerdings nur für kurze Zeit. Wer sich auch noch das Städtchen ansehen möchte, kann auf einen kostenfreien Parkplatz ausweichen, der ca 5 Gehminuten entfernt ist. 

So sieht der Laden aus- mit umstricktem Fallrohr, schiefer Laterne und umstricktem Geländer am Schaufenster. 


 Anhand der Auslage kommt man vielleicht nicht direkt drauf, dass es hier auch Wolle zu kaufen gibt. Denn im Spinndönz gibt es eine große Auswahl gestrickter Kleidug, Decken, Schals, Tücher...



Zum Teil aus Irland, aber auch aus der im Hause gesponnenen und bearbeiteten Wolle. 
Ein großer Webstuhl dominiert den vorderen Verkaufsraum - beim Spinndönz kann man nach Anmeldung auch Spinn- und Webkurse buchen. 

Im hinteren Raum versteckt sich dann die Wolle. 


Hier gibt es viel zu entdecken - Inkawolle, Sockenwolle mit Seide und Bambus, Tweedgarn, handgesponnene Stränge von Schurwolle... naturbelassen oder in bunten Farben. Außerdem ein erstaunlich großes Sortiment an Knöpfen - schade, dass ich gerade keine brauchte. 

Toll fand ich es, mal von einem Mann - Herrn Jesewski - beraten zu werden. Das war ein spezielles Einkaufserlebnis, denn bisher wurde ich in allen Wollgeschäften, die ich bisher besucht habe, von Frauen bedient. Sehr fachkundig wurden mir die einzelnen Garne erklärt, und auf meine Bemerkung, ich suche weiche Wolle für einen Schal auch sofort die Garne verworfen, die nicht in Frage kamen. Sachlich und unaufdringlich - ganz nach meinem Geschmack.

Entschieden habe ich mich schließlich für einen Zauberball von Schöppel, Farbe "Rauchzeichen".  Herr Jesewski ist scheinbar Zauberball-Farbexperte, ich fand es einfach umwerfend, wie er die - für mich doch sehr ähnlichen - Zauberbälle auseinanderhielt. Genauso hat es mich begeistert, dass von den verfügbaren Farben jeweils große Probestücke gestrickt waren (und dann auch noch in verschiedenen Stärken) - so konnte ich mir ein wirklich gutes Bild darüber machen, wie sich die Farbverläufe entfalten würden. Wirklich eine tolle Sache, die mir bisher in einigen Wollgeschäften fehlte. 

Et voilá, der Anfang meines Zauberball- Schals ist gemacht:
 


"Rauchzeichen" ist ein Farbverlauf von Anthrazit über grau nach hellblau. Es ist genau die Farbkombination, die mir für die Empfängerin des Schals vorschwebte. 
Der Schal soll ein Weihnachtsgeschenk werden, dieses Jahr fange ich wirklich zeitig an!


  


Die Anleitung ist von Junghans, allerdings habe ich zwei Musterrapporte in der Breite weggelassen, damit der Schal nicht zu groß wird. Ein Rapport in der Höhe ist nun fertig, und ich finde, es sieht schon sehr vielversprechend aus: 

  
Das Etikett von Schöppel hat übrigens folgenden Hinweis, wie man ihn sonst nur von Zigarettenpackungen kennt: "Stricken kann süchtig machen" Bei Schöppel hat man offenbar Humor :-)


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Sonntag, 13. September 2015

Urlaubsprojekt lila Jäckchen

 Gerade hatte ich ein paar Tage Urlaub, die ich mit dem besten Ehemann der Welt auf unserer Lieblingsinsel Usedom verbracht habe. 

Die besten Nachbarn der Welt haben dort ein Häuschen im Achterland, welches über die Jahre so etwas wie unsere zweite Heimat geworden ist. 
Insbesondere fühlen wir uns dort so wohl, weil es uns dort gelingt, richtig "den Stecker zu ziehen" und die Seele nach Herzenslust baumeln zu lassen. Da es auf der Insel mit dem Handynetz nicht so doll bestellt ist (und man je nach Standort achtgeben muss, nicht ins polnische Netz zu geraten), hat man wirklich seine Ruhe und ist einfach mal nicht erreichbar. Jedes Mal wundere ich mich, dass das heutzutage tatsächlich noch geht. Es geht - und eigentlich ganz wunderbar!

Und was mache ich, wenn ich nicht online sein kann, und die Nähmaschine zu Hause geblieben ist? 
Genau: STRICKEN!

Mein aktuelles Projekt - Diese Jacke aus der Filati Nr. 49 - ist schon eine Weile in Arbeit. Die Maschenprobe und das Material hatte ich hier schon beschrieben. 

Der Stand vor dem Urlaub war dieser:


 Nein, das ist kein Pullover für Leute mit dickem Körper und dünnen Ärmchen :)
Ich habe anders als in der Anleitung vorgesehen, Vorderteile und Rückenteil in einem gestrickt - das spart beim Zusammennähen zwei Nähte, und wie ich feststellte, laufen Fehler im Muster dann wenigstens gleichmäßig durch alle Teile...
Also ist hier ungefähr die Hälfte der Jacke fertig, die beiden Schwänzchen rechts und links sind die angestrickten Bindebänder. 

Gestrickt wird im "Rippenstrukturmuster". Das bedeutet, man strickt haupdsächlich in Zweierrippen, die nach einer gewissen Anzahl von Reihen mittels Umschlägen gegeneinander versetzt werden und einen Zopfmustercharakter entwickeln. 
Da das in der Anleitung verwendete Garn sehr viel dicker ist als meine Merino-Seidenkombi, habe ich mich für einen Rapport von 10 Reihen entschieden, nach denen das Muster versetzt wird. Das sieht dann so aus: 
Gegen Ende der Urlaubswoche ist der Hauptteil der Jacke bereits fertig für den Fototermin auf der Ferienhausterrasse:
Inzwischen sind auch die Ärmel fertig. Nun wird noch gebadet, gespannt, alles zusammengenäht und anprobiert. 
Nach der ersten Anprobe im jetzigen Zustand sieht es so aus, als ob ich die Jacke unten noch verlängern muss, während die Ärmel wieder mal zu lang geraten sind - aber ich habe mich an die Maschenprobe gehalten. Mal sehn, ob ich richtig umgerechnet habe... 

Damit es beim nächtsen Mal nichts schiefgeht, habe ich mir kürzlich diesen Kurs von Makerist gegönnt: "Strickanleitungen anpassen und umrechnen" - leider habe ich es vor dem Urlaub nicht mehr geschafft, ihn anzusehen. Aber die nächsten Projekte sind ja schon in der Pipeline... und ob der Kurs was für meine Schwierigkeiten taugt, werde ich an dieser Stelle berichten.

Verlinkt zu Maschenfein - Auf den Nadeln September - hier zeigen Strickverrückte ihre Projekte.

Mittwoch, 2. September 2015

Die Quartalsdiva: Ajourjäckchen

Der MeMadeMittwoch kehrt heute aus der Sommerpause zurück.
Zur Feier des Tages zeige ich heute mein bisheriges Meisterwerk in Sachen Strickkunst:  Hurra! Mein Ajourjäckchen ist fertig, an dem ich fast ein Vierteljahr gestrickt habe!



Das Jäckchen hatte ich schon länger im Visier (genaugenommen, sobald das Anleitungsheft – Sabrina 03/2015 – erschienen war), und habe es im Rahmen des Spring Style-Alongs in Angriff genommen.
In der Woche vor Ostern habe ich bei meinem örtlichen Wolldealer die Bestellung aufgegeben - und musste drei Wochen auf das bestellte Garn (Secondo von Lana Grossa) warten, da es gerade nicht vorrätig war und von der Färberei nachgeliefert werden musste. Das hat mich ganz schön auf die Folter gespannt! Denn natürlich war ich neugierig wie Lumpi auf das Garn und wie es sich stricken würde.

Anfangs waren Secondo, Muster und ich überhaupt keine Freunde, wie ich hier schon berichtet habe. 
Nach einer Woche Anlaufschwierigkeiten und dank der Adleraugen meiner Stiefmama ging es dann doch vorwärts - nach einem Monat waren nur noch die Ärmel zu stricken (s. hier), und das Projekt sah schon vielversprechend aus. 

Die Ärmel habe ich beide gleichzeitig mit zwei Knäulen auf einer Nadel gestrickt, damit mir die unendlich vielen Zunahmen gleichmäßig gelingen. Das war ein ganz guter Tipp, sofern man nicht durcheinander gerät und dann doch nur an einem Ärmel weiterstrickt...


 Mangels Maschenmarkierern mussten Restefädchen herhalten, denn es werden insgesamt 22 Zunahmen gestrickt: 


Dann alle Teile zusammennähen, alle Kanten mit Krebsmaschen umhäkeln - und Anprobe. 



Ehrliches Urteil des besten Ehemannes der Welt: "Sieht schlampig aus" - meint: die Jacke ist zu lang. 
(Vorher messen halte ich grundsätzlich für vertane Lebenszeit. Vielleicht lerne ich ja mal draus...)
Etwa 10 cm mussten weg.





Wie nun kürzen? Erst mal die Häkelkanten wieder aufribbeln... 
Bei anderen Stricksachen habe ich einfach die Anschlagkante aufgetrennt, dann ließ sich das Gestrick auch von unten auftrennen. Nun ist Secondo zum einen sehr flutschig - wenn eine Masche fällt, dann fällt sie bis ins Nirvana - und das Muster besteht aus so vielen Zu- und Abnahmen, dass Auftrennen nicht möglich war. 
Also habe ich in der gewünschten Reihe die Maschen auf die Nadel gefädelt und darunter beherzt abgeschnitten. 

Das ergab zwar ein Mords-Gefussel, aber den gewünschten Erfolg: Jacke kurz, alle Maschen auf der Nadel, fertig zum Abketten und für die neue Häkelkante. 


Et voilà, so sieht Madame Ajour nun aus: 

Ich hab sie natürlich gleich ausgeführt – bei einem Ausflug nach Lüneburg:
 


Diejenigen unter euch, die „Rote Rosen“ verfolgen, haben die Kulisse sicherlich erkannt :-)

Und bin sehr glücklich über mein elegantes Stück, auch wenn es mich einige Nerven gekostet hat!

Wolle: Lana Grossa Secondo, Verbrauch: 8 Knäuel (gekauft hatte ich die 10 in der Anleitung angegebenen, eines im Original zurückgegeben, und eines ist nach der Auftrennarie nun noch übrig)
Anleitung: Sabrina 03/2015, Modell 18
Änderungen: 10 cm kürzer als in der Anleitung, Picotkante am Kragen und Saum ersetzt durch Krebsmaschen rundum, Hakenverschluss statt Knopf. 

Beim MeMadeMittwoch gibt es heute wieder viele selbstgemachte Kleidung zu sehen – hier >klick< entlang zur Galerie!