Mittwoch, 31. Mai 2017

Die Ameisenkante

Beim Frühlingsjäckchen-Knit-Along habe ich mir einen wunderbaren Pullover, den Hint of Summer gestrickt. Wegen der VoKuHiLa-Saumkante, die vorn vielleicht doch ein bisschen kurz geraten ist,  wollte er ein passendes Shirt zur Ergänzung.
Die Wahl fiel auf "Faded Stripes" aus Ottobre 2/15, ein einfaches Shirt mit überschnittenen Schultern und Schulterpassen. Vier Teile, Einfassungen für Halsloch und Ärmel, lässiger Look, das überzeugte mich als schnelles Projekt zwischendurch.
Trotz Stoffdiät habe ich den Jersey zum Projekt bei Stoff & Stil gekauft (und gleich vernäht, also kein Problem für die Diät). Er hat eine leicht gerippte Oberfläche und ist ansonsten einfach weiß.

Zuschnitt und Nähen waren kein Problem, an einem Nachmittag war das Shirt fertig und natürlich in der Länge auf den Hint of Summer angepasst.
 Allerdings war es so nackig weiß doch ein bisschen langweilig, es fehlte der letzte Schliff.
Die Muse küsste mich beim Lesen von diesem Post von Frau Wollixundstoffix. Eine kleine Handstickerei gab die besondere Note bei ihrem Kleid - so was wollte ich für das Shirt auch!

Ein Faden des blauen Garns aus den Resten der Pulloverstrickerei, einfache kleine Vorstiche entlang der Schulterpassen und Halsausschnitte: So entstand die "Ameisenkante" (denn die Stiche sehen aus wie die umlaufende Auswahlkante bei Bildbearbeitungsprogramme, die der kleine Sohn einer Bekannten so lustig getauft hat).

Damit ist das Shirt nun richtig fertig:
 Durch den weiten Schnitt und die überschnittenen Schultern ist das Shirt überaus bequem und lässig, und natürlich vielseitig kombinierbar.

Ich hatte es bei einem Ausflug nach Fürth an, wo wir ein Wochenende bei der Hochzeit meiner ältesten Freundin verbracht haben. Neben den Tragefotos will ich auch ein paar Eindrücke dieses schnuckeligen Städtchens mit euch teilen, wo ich so einige Überraschungen außerhalb der üblichen Sehenswürdigkeiten entdeckt habe: 
In Fürth gibt es nämlich Drachen. Wieso der wohl vor einer Schule liegt? Ist das vielleicht Frau Mahlzahn? Oder Fuchur? (ich hatte einen Lehrer, dessen Vespa Fuchur hieß, die war auch vanillegelb)
Und jede Menge Buntstifte! Im nahen Nürnberg wurde nämlich der Bleistift "erfunden", und diese Zunft hat dort Tradition (Staedtler und Faber Castell kommen nicht von ungefähr aus dieser Gegend).
Ich bekam gleich irre Lust zu zeichnen, am liebsten hätte ich den Staedtler-Laden leergekauft!
Und es gibt einen leider verwaisten, aber immer noch echt kultigen ehemaligen Autosalon mit angeschlossener Tankstelle und Werkstatt. Beim Anblick dieses Gebäudeensembles wuchsen mir förmlich Petticoat und Pfennigabsätze, so stark fühlte ich mich in die 50er Jahre zurückversetzt. Ich konnte mir ganz genau die blank polierten Autos im Schauraum vorstellen, bestimmt stand da ein rotes Cabrio im Schaufenster! Schade, dass es so etwas heutzutage nicht mehr gibt.

 Hinter dieser wunderschönen Tür verbirgt sich ein Innenhof, in dem noch eine Gleisanlage zu erkennen ist. Wenn man sich hineinwagt, sieht man Werkstätten und einen großen Schlot; das Gelände beherbergte früher eine Kürschnerei. Hier ist auf einem Schild vermerkt, dass der Schlot vor vielen Jahren saniert wurde, um einem Storchenpaar Heimat zu bieten, das sich seither jedes Jahr dort einfindet. Leider waren Storchens an diesem Samstag Vormittag nicht zu Hause, aber die Geschichte mag ich wirklich gern!

Mein Shirt mag ich auch gern, hier für euch noch mal eine Detailaufnahme mit Ameisenkante:


Was mich an dem Projekt ganz besonders fasziniert hat, ist die Tatsache, dass sich mit geringem Aufwand und ohne große Schwierigkeiten ein ganz toller Effekt erzielen ließ, der das Shirt wirklich aufwertet. Ich habe mir ganz fest vorgenommen, so etwas wieder einmal auszuprobieren. 

Mit meinem Shirt geht es nun zum Memademittwoch. Sybille zeigt uns heute die Bielefelder Kunsthalle in einem Namedpatterns-Schnitt.
Und endlich einmal passt ein Kleidungsstück auch zu den 12 Colours of handmade fashion - die Farbe für den Mai ist nämlich weiß. 





Dienstag, 30. Mai 2017

Am Ende wird alles gut... Ringelshirt

Ringel sind heute Thema beim MeMadeMittwoch.
Da kann ich doch mithalten! Ringel gehören seit zwei Jahren zu meinem festen Beuteschema. Bestimmt fünf Ringelshirts habe ich mir inzwischen genäht, eines davon ist noch ganz frisch. Aber der Reihe nach!

Ihr kennt das sicher: Springstoffe! Die euch im Regal anspringen, sich an euch klammern und erst nach dem Bezahlvorgang Ruhe geben? Dieses Erlebnis hatte ich mit diesem wunderschönen Courtelle-Jersey, den ich im März bei einem Besuch in der örtlichen Stoff & Stil-Filiale entdeckt habe.
Keine Frage, der musste mit, ich hatte keine Chance, und mir schwebte auch schon ein wunderbares Projekt vor: "Poetic Lace" aus Ottobre 5/16, gekürzt zum Shirt.
Die Kragenlösung fand ich sehr interessant, so etwas wollte ich unbedingt nähen, und zwar beim Nähtreffen auf Schloss Noer.
Doch es schien, als stünde das Projekt unter keinem guten Stern. Den frisch erbeuteten Stoff habe ich sofort gewaschen, und erlebte eine böse Überraschung, als ich ihn aus der Maschine geholt habe: 
 Bis zum Nähtreff war nicht mehr allzuviel Zeit, und ich arbeitete schon an einem Ersatzprojekt, während ich den verfärbten Stoff reklamierte. Stoff & Stil war sehr flink und entgegenkommend, man schnitt mir einen neuen Meter zu und hinterlegte ihn für mich in der Filiale, wo ich ihn ganz knapp vorm Nähtreffen abholte. Diesmal überstand der Jersey die Wäsche problemlos, wurde zugeschnitten und eingepackt.

Nachdem mein erstes Projekt, das Kirschblütenkleid, fertiggestellt war, sollte das Shirt ein entspanntes Zwischendurchprojekt werden. Doch das schlechte Karma setzte sich fort. Ein Ausrutscher mit der Ovi, und ein hässliches großes Loch klaffte in der linken Schulter:


Und natürlich war kaum noch Stoff übrig, um noch einmal ein Vorderteil zuschneiden zu können. Was für ein Jammer!
Was tun? Gut, dass ich mit meinen Mitnäherinnen beratschlagen konnte. Und tatsächlich fand sich eine Lösung. 

Die beiden "Flügel", die vom Rückenteil auf das Vorderteil überlappen, habe ich neu zugeschnitten und entlang eines Ringels neu zusammengenäht.
Alles ordentlich aufgebügelt - sieht kein Mensch. Und wenn, sieht es "gewollt" aus.

Was für ein Glück!

Alle weiteren Schritte habe ich mit äußerster Vorsicht und ausnahmsweise nicht mit der Ovi genäht, sondern mit der normalen Nähmaschine. Sicher ist sicher.
Und so war am Ende des 3. Tages auf Schloss Noer tatsächlich meine kleine Dramaqueen fertig:


Und nur geübte Adleraugen sehen kleine Unregelmäßigkeiten. Das Zusammensetzen der Vorder- und Rückenteile war nämlich gar nicht so einfach. Und leider verzeihen Ringel kleine Schlampereien nicht. Aber das Shirt gefällt mir trotzdem, und das Material ist einfach großartig. Ganz weich, dabei hat der Courtelle einen schweren Fall, ohne sich wirklich schwer anzufühlen.

Beim Kunsthandfest im Nachbardorf am Himmelfahrtswochenende habe ich das Shirt ausgeführt, und möchte wie immer ein paar Einrücke mit euch teilen:
Vier ortsansässige Künstler öffnen jedes Jahr ihre Ateliers, laden weitere Künstler und Kunsthandwerker ein, und das ganze Dorf ist das Wochenende über im Ausnahmezustand. Natürlich kann man nicht nur gucken, sondern darf auch kaufen und sich vor allem mit den Künstlern austauschen. Die Auswahl der Aussteller ist jedes Jahr ein bisschen anders, und es gibt auch ein Rahmenprogramm mit Musik und Gesang. 

Hier ist der Kaffeegarten, der sich bis zur Trave erstreckt. Ist es nicht herrlich dort? Die Segelschiffe aus der Werkstatt von Udo Hoffer sind aus Keramik und haben hauchdünne Segel aus Porzellan. Wunderschön!

Der Kaffeegarten endet direkt an der Trave, wo ein paar Vatertagsausflügler sich beim Stehpaddeln vergnügten.

Der Kaffeegarten gehört zu dem Gelände einer Antikmöbelrestauration von Uwe Kolschegg. Neben wunderbaren (leider unbezahlbaren) restaurierten Antiquitäten gibt es dort auch jede Menge Kleinkram zu bestaunen, von der alten Badewanne bis hin zum Nähkästchen aus Omas Zeiten (meine hatte genau so eines):


 Den Handtuchhalter fand ich besonders reizend, denn hier wird für Ordnung gesorgt:
Gläsertuch - Tellertuch - Wischtuch - Handtuch. Alles klar!


Ein kleiner Blick in den privaten Garten - bei "Künstlers" geht es auch privat kunstvoll zu.

Besonders hat mir mir auch diese kleine Wildfamilie aus der Schmiede von Isabel und Kurt Lange.

Und diese von Hand geprägten (punzierten) Sporenriemen - sind sie nicht eine Augenweide? Ich habe zugesehen, wie die Prägung "eingemeißelt" wurden, eine Wahnsinnsarbeit, und wunderschön!

Es war wieder ein gelungener Ausflug, und mit meinem Shirt war ich dem Wetter entsprechend luftig gekleidet (und doch ausreichend vor der Sonne geschützt). 
Ob ich es allerdings noch einmal nähen würde, kann ich nicht sicher sagen. Falls ja, dann einfarbig, und ohne Beleg, sondern wie in der Anleitung vorgesehen, mit Einfassstreifen an den Halsausschnittkanten. Und ich werde mir merken, dass ich ganz ganz exakt sein muss beim Anbringen der Markierungen!

Wie sich die anderen Damen so ringeln, werde ich mir jetzt einmal in Ruhe ansehen. Bestimmt springt mich wieder eine Idee an... aber das ist ja das Tolle am Memademittwoch, der stets sprudelnden Quelle an Inspirationen! An dieser Stelle einmal noch ein ganz herzliches Dankeschön an das Moderatorenteam, das neue Konzept mit Monatsthemen und Gastbloggern finde ich sehr sehr schön, und es ist mir jeden Mittwoch eine Freude, hier zu sein!










Mittwoch, 24. Mai 2017

So ein schöner Stoff! - Hochzeitsgastkleid

Vor zwei Wochen (ach, schon wieder so lange her....) war ich bei Sewing by the Sea, einem Nähwochenende in der Nähe von Eckernförde.
Eines der Projekte, das ich mir für das Wochenende vorgenommen hatte, war mein Hochzeitsgastkleid. Denn am folgenden Wochenende sollte meine Freundin heiraten, und der beste Ehemann von allen und ich wollten natürlich mitfeiern. Da man zum Feiern idealerweise angezogen ist, brauchte ich - ganz klar! - ein Hochzeitsgastkleid.

Schon im Februar hatte ich bei Myo-Stoffe.de diesen wunderbaren Baumwollsatin entdeckt und mich spontan verliebt: 
Ein Schnitt war auch schnell gefunden: "Fable Print" aus Ottobre 2/15. Wie gemacht für diesen Stoff!

Gut vorbereitet fuhr ich nach Eckernförde. Eigentlich erwartete ich keine großen Schwierigkeiten beim Nähen des Kleides. Prinzessnähte kenne ich seit dem Weihnachtskleid 2015, einen Reißverschluss habe ich auch schon öfter eingenäht, und falls es beim Füttern zu Problemen kommen sollte, hoffte ich auf kompetente Hilfe meiner Nähekolleginnen.

Allerdings hatte ich verdrängt, dass man ja nicht im stillen Kämmerlein vor sich hin näht, sondern munter miteinander plaudert. So hatte ich am Ende des ersten Abends schon diverse Teile falsch zusammengenäht und wieder getrennt. Oh oh oh...
Aber am zweiten Tag, dem Freitag, lief es besser. Ein erstes Highlight hatte ich beim Füttern des Oberteils. Die Futterteile sollten durch die Schultern durchgezogen und das Kleid so gewendet werden. Diese Technik hatte ich bereits zweimal erfolglos ausprobiert - und dieses Mal klappte es. Heureka!

Der Rest lief weitgehend problemlos. Einzig das Einnähen des Reißverschlusses war noch einmal kniffelig, bis beide Hälften gleichmäßig saßen. Nachdem der Reißer eingesetzt war, saß das Kleid allerdings sehr knapp um die Brust. Atmen ging nur mit Bedacht. So habe ich aus den Nahtzugaben noch einmal rausgelassen, was rauszulassen ging.
Auf Anraten einer lieben Nähkollegin, die mir in einer aufwändigen Aktion (der Rockpüster war noch nicht aufgefunden worden) mit der Hand die Rocklänge absteckte, habe ich den Saum dann mit der Hand erst gereiht, dann gebügelt und schließlich mit kleinen Vorstichen befestigt. So hat das Kleid auf der Außenseite keine sichtbaren Nähte - einfach perfekt!
Tatsächlich war es am Ende von Tag zwei des Nähtreffens fertig, und es ist einfach wunderbar geworden:
 Die Hochzeit fand in Nürnberg statt. Als ich meinen Nähplan fasste, ging ich davon aus, dass es Ende Mai in Franken doch sicher warm genug sein würde für ein ärmelloses Kleid. Beim Nähtreffen, als sich so viele Nähfreundinnen überschwänglich äußerten zu dem Kleid, kam daher immer wieder die Frage auf, was ich denn dazu tragen würde.
Gute Frage - ich habe ein schwarzes Bolerojäckchen aus Spitze, das sich allerdings zum Kleid als nicht passend weil zu dunkel erwies. Eine azaleefarbene Strickjacke in Blazerform war so mein Accessoire der Wahl, und zeigte sich bei der Anprobe zu Hause als gut zum Kleid kombinierbar.

Doch es kam alles anders: Auf dem Flug von Hamburg nach Nürnberg saß eine Dame mit am Gate, die einen pinkfarbenen Jerseyblazer trug. Ein Hammerteil. Am Liebsten hätte ich ihn ihr ausgezogen.
Beim Shoppen in Nürnberg am Tag vor der Hochzeitsfeier fiel mir dann genau DER Blazer in die Hände, der für mich und das Kleid gemacht war. Und so war dann mein Outfit für den Tag perfekt:

 Die kleine Seidentasche passt mit dem roten Emblem zwar nicht ganz genau zum Kleid, aber nimmt den asiatischen Stil der Kirschblüten auf. So gekleidet, habe ich mich auf der Feier sehr wohl gefühlt!


 Das Wetter hat auch mitgespielt, es war ein sonniger, warmer Tag. Wie schön für die beiden Hauptpersonen!

Die hatten sich für die Gäste eine Menge einfallen lassen. Es gab keine Langeweile: Es gab ein Gästebuch zu gestalten, für das Fotos gemacht und gleich ausgedruckt wurden, es gab steigende Luftballons, eine Wand für gute Wünsche - und als Highlight einen "Steinbrecher".
Dieser hatte körbeweise Geoden in verschiedenen Größen mitgebracht. Jeder Gast durfte sich eine Geode nach Wunsch aussuchen, und diese wurde dann zerbrochen.

War das spannend zu sehen, welche Halbedelsteine im Inneren dann zum Vorschein kamen! Einige enthielten sogar eingelagertes Wasser aus prähistorischer Zeit. In meinem Stein war Bergkristall eingeschlossen, wie toll!
In dem Zusammenhang erinnere ich mich, dass ich in der Grundschule einmal einen Schulausflug erlebt habe, bei dem wir einen Steinbruch nach diesen Geoden und nach Fossilien durchwühlt haben. Damals leider erfolglos - und jetzt habe ich doch so einen schönen Stein, ist das nicht klasse?

Meine Begeisterung über den Kristall und auch über mein wunderbares Kleid teile ich gerne mit euch und wandere nun hinüber zum Memademittwoch!
Die fesche Lola zeigt uns ein sehr schönes Sommerkleid, das mir durchaus auch gefallen könnte. 

 Auch zum Jahres-Sew-Along bei Fräulein An wandert mein Beitrag, hier ist im Mai das Thema Kleiderwahl angesagt.

Montag, 22. Mai 2017

Sewing by the Sea Vol.2


 Zum zweiten Mal habe ich dieses Jahr beim Nähtreffen Sewing by the Sea, organisiert von Alex - Handmade Glamour, teilgenommen, das wieder auf Schloss Noer bei Eckernförde stattfand.

Der Termin stand schon seit dem letzten Herbst, und in den letzten Wochen des Winters stieg die Spannung unter den Teilnehmerinnen, die sich größtenteils vom letzten Jahr schon kannten. Hinter den Kulissen wurde die Zimmerbelegung ausgehandelt, um die Vierbettzimmer möglichst angenehm zu gestalten. Es wurden Nähpläne diskutiert, verworfen und schließlich vorbereitet, und in den letzten Tagen vor dem Treffen wurden Häufchen geschichtet und Maschinen- und Werkzeugpark bereitgestellt.
Ein bisschen wie früher die Klassenfahrten - nur mit Nähen!
Etwa 30 Frauen kamen zusammen, um sich ein Wochenende lang nur mit ihrem Hobby zu beschäftigen. Ein Tauschtisch wurde bestückt, und für viele der Stoffe fanden sich dankbare Abnehmerinnen. Das eine oder andere Stöffchen wurde sogar gleich vernäht.
Ein beeindruckender Maschinenpark wurde aufgebaut und in Betrieb genommen - vom frühen Morgen bis spät in die Nacht!




Wir Näherinnen waren wie beim letzten Mal im ehemaligen Pferdestall untergebracht, immer noch zu erkennen an den Einteilungen für die Boxen und einschlägiger Deko. Sehr gemütlich und praktisch dazu, da sich die Zimmer der meisten von uns ein Stockwerk höher befanden. So konnten auf dem Weg zum Frühstück schon die ersten Nähte genäht werden.
Und was für tolle Stücke sind wieder entstanden! Sogar ein ganz wunderschönes Hochzeitskleid war dabei, die Wucht in Tüten! Und der ganze Stolz von Tanja, die es mit viel Fleiß und Konzentration genäht hat.
Einige Oltimer waren im Einsatz, wie die alte Bernina oben im Bild, oder die wunderbare türkisfarbene Singer unten links im Bild, auf der Lore ihre Vintage-Kleidung stilgerecht näht. Der Mangel im Bild ist mein heimlicher Favorit aller Kleidungsstücke, die am Wochenende entstanden sind. Was für eine Augenweide mit all seinen Details!

Schöne Details gibt es auch im Schlossgebäude zu finden:
Wir Nähnerds  waren es aber zufrieden in unserem Pferdestall. Hin und wieder gelang es sogar der Sonne, uns vor die Tür zu locken auf einen Kaffee und Klönschnack. Lauschige Plätze dazu gibt es im weitläufigen Schlossgelände reichlich, und auch der Strand ist nah.
Tatsächlich wurde trotz des schönen Wetters hauptsächlich genäht. Ich hatte mir ein Muß-Projekt eingepackt: Mein Hochzeitsgastkleid aus Kirschblütenstoff, das tatsächlich ganz nach Plan am Freitagabend schon fertig wurde und ganz viel Lob eingefahren hat, da der Stoff wirklich ein ganz wunderbarer ist:
Der Stoff ist von Myo-Stoffe, ein Baumwollsatin. Näheres zu diesem Projekt gibt es am kommenden MeMadeMittwoch, versprochen!

Eine kleine Abordnung von vier Damen hat sich am Samstag abgesetzt, Eckernförde zu erkunden. Eckernförde lohnt durchaus einen Besuch, wie ich in verschiedenen früheren Posts schon beschrieben habe.
Wenn man dem "Weg der Sprotte" folgt, gelangt man zum Beispiel zur Schokoladen- und Bonbonfabrik von Hermann Hinrichs. Hier sollte man unbedingt hineinschauen. Das Angebot an Schokoladen, Pralinen und auch Bonbons ist einfach umwerfend!

Unsere eigentliche Misson (neben der, das Herbergsfrühstück zu umgehen und etwas länger zu schlafen) war ein Besuch im Stoffladen, um Vergessenes zu besorgen. Weder Frau Kape Anlumi noch ich sind schwach geworden und haben nichts gekauft beim Tapferen Schneiderlein, denn wir beide machen ja Stoffdiät!
Ein Besuch im Buchladen zeigte, dass es eine ganze Ecke Nähbücher zur Auswahl gibt, und noch dazu ist die Stadt an einigen Ecken sehr hübsch textil dekoriert.

 Bei der dänischen Softeisbude allerdings gab es keine Zurückhaltung, und das erste Eis der Saison wurde genüsslich verspeist. Lecker, wo die Sonne so herrlich vom Himmel brannte!
Und wie ihr seht, gab es trotz Enthaltsamkeit im Stoffladen reiche Beute.
Doch die Nähmaschinen riefen! Mehr als einen halben Tag "frei" wollten wir uns nicht gönnen, sondern an unseren Projekten weiter arbeiten.

Mein zweites Projekt sollte ein ganz einfaches, Schnelles, werden, nachdem das Kleid doch mehr Zeit und Mühe gekostet hatte als zuerst gedacht.
Leider gab es einige Tücken an dem T-Shirt, die ich ebenfalls separat posten werde. Nach viel Kampf war es am Samstagabend kurz vor Schlafenszeit dann doch fertig:

Das dritte von vier mitgebrachten Projekten habe ich noch angefangen. Es wird eine Tunikabluse, und die schwierigsten Stellen (Knopfleiste, Vordertaschen) habe ich am Sonntagmorgen noch gemeistert. Seither schlummert das Projekt allerdings, denn ich war die ganze letzte Woche auf Reisen:
Insgesamt war es wieder ein ganz super gelungenes Wochenende. Schön war, dass die Gruppe im Vergleich zum letzten Jahr kleiner war. Das führte zum einen zu brauchbaren Platzverhältnissen (man saß nicht Backe an Backe und hatte ausreichend Platz am Nähtisch, es gab sogar noch einen gesonderten Zuschneidetisch in der Mitte des Raums, der auch sehr häufig genutzt wurde). Zum anderen aber ermöglichte die kleinere Gruppe es, mit den Mitstreiterinnen öfter ins Gespräch zu kommen, und es ergaben sich viele nette Kontakte am Bügeltisch, bei der Kaffeetasse oder beim Ausleihen von Werkzeug.
Mich persönlich hat außerdem sehr stolz gemacht, das ich, die ich letztes Jahr überhaupt erst mal erschnuppert habe, was an nützlichen Helferlein es überhaupt so gibt, in diesem Jahr sehr häufig weiterhelfen konnte mit Wendehaken, Saummesser und Fingerhut!
Aber auch ich habe wieder vieles lernen dürfen: wie man einen Rocksaum "püstert", wie man feine Kleider mit einem Handsaum versieht, und wie man ein T-Shirt mit Loch rettet. Danke an alle lieben Tippgeberinnen!

Und danke an Petra, Sabine und Anna - mit euch auf der Bude war es einfach großartig!

Und natürlich ein dickes Danke an Alex, die das Event organisiert hat. Gerne bin ich wieder mit dabei!

Hier entlang geht es zu den Berichten der anderen - viel Spaß beim Lesen!










Donnerstag, 18. Mai 2017

Stoffdiät im Mai - gar nicht so schlecht!


Es ist wieder so weit für eine weitere Bestandsaufnahme bei der Stoffdiät von Frau Küstensocke.

Neben unseren Erfolgen oder Misserfolgen geht es um Modelle, die viel Stoff verbrauchen. Meine Vorräte pro Stoff sind mit max. 2 m eher klein, das reicht für Kleid oder Hose. Daran sitze ich dann aber wiederum einige Zeit, und bin dann wieder angestresst, weil der Berg nicht kleiner werden will. Meine Devise: mehr nähen, und Dinge, die schnell gehen.
Die Kehrseite dieser Strategie ist, dass sich der Kleiderschrank schnell mit Stücken füllt, die vielleicht nicht gut miteinander kombinierbar sind. Und man näht, um Stoff abzubauen, und nicht, um ein schönes und einzigartiges Kleidungsstück zu erhalten. 

Am vergangenen Wochenende hatte ich beim Nähtreffen auf Noer eine längere Unterhaltung mit Kape Anlumi zum Thema Stoffdiät. Sie foppte ich ein bisschen, da ich doch mehrere Stoffe neu gekauft habe (Näheres dazu weiter unten).  Allerdings habe ich diese fast alle gleich zügig vernäht, da die Stoffe haargenau zu Projekten passen, die auf meiner Nähliste standen. Somit fristen sie kein trauriges Dasein im Stoffschrank, sondern werden inzwischen sogar zum Großteil schon fleißig getragen. Wir sind übereingekommen, dass mein neues Ziel der Stoffdiät ist, keine Stoffe zu horten, sondern projektbezogen zu kaufen und die Projekte zeitnah umzusetzen. Im Endeffekt heißt das, dass ich ein Gefühl dafür entwickeln muss, wie viel ich überhaupt in welcher Zeit vernähen kann und meine Vorräte entsprechend realistisch zu halten (nicht so wie Oma, bei der im Keller sich noch Eingemachtes aus dem 20. Jahrhundert findet). Gleichzeitig helfen mir Aktionen wie der Spring Style Along dabei, meinen Masterplan für die Garderobe nicht aus dem Auge zu verlieren, und zu nähen, was gebraucht wird.

Hier kommt nun meine Bilaz seit dem letzten Treffen im März:

Abgänge:
- 2 m Kirschblüten auf grau: dieser Stoff hat bei Frau Dennmanto ein neues Zuhause gefunden. Und wird bestimmt zu etwas Traumhaften verarbeitet werden. Eine passende Strickjacke dazu gibt es auch schon in ihrer Garderobe.
- weitere 2 m Jersey von Swafing fanden ein neues Heim bei der lieben KaPeAnlumi, denn die Farben entsprechen genau ihrem Beuteschema.

Seit dem letzten Treffen war ich fleißig und habe folgende Projekte umgesetzt:

Im März insgesamt 6.5. m, was für meine Verhältnisse schon eine Mege ist:
- 1 m Ringeljersey: transformiert in ein lustiges Ringelshirt
- 2 m Nadelstreifen: Sind zu einer Frühlingshose, der "Premierenhose",  geworden.

- 1 m Baumwollbatist mit bunten Punkten hat sich nach einigem Kampf in ein Frühlingsblüschen verwandelt.
- 1,5 m Möbelstoff wurden vernäht zu einem Bezug des Sofaschemels für den besten Ehemann von allen. Der kann jetzt ganz stilvoll die Füße hochlegen.

Im April hatte ich eine Näh-Zwangspause von zwei Wochen, in denen ich mein Nähzimmer renoviert habe. Daher ist die Bilanz für April mit 2.3 m eher mager:
- 1.3 m in ein Frau Liese-Kleid aus dem pinkfarbenen Punktejersey, der im Februar noch auf der Wackelkandidatenliste stand
- 1 m zu einem Shirt "Solid & Striped" (Ottobre 2/16) aus einem Neuzugang, der gleich verarbeitet wurde.
Diese beiden Projekte werde ich in der nächsten Zeit genauer vorstellen. 

Nun ist Mitte Mai, und dank des Nähwochenendes auf Schloss Noer und generell mehr Nähzeit habe ich bis heute 6.4 m vernäht
- 2.30 m Baumwollsatin und 1.3 m Voile zu einem Hochzeitsgastkleid aus diesem traumhaften Kirschblütenstoff (der völlig anders an mir aussieht als der an Frau Dennmanto abgegebene):

Er ist silbergrau, die Kirschblüten sind rosa und pink. Ein echter Traum, und ein projektbezogener Lustkauf.  
- 1.80 m Wollstrick (noch ein Neuzugang, der gleich verarbeitet wurde) zu einer Zipfeljacke
- 1 m Courtelle-Jersey zu einem Shirt "Poetic Lace" aus Ottobre 5/16, ebenfalls ein Neuzugang.

Zusammen mit den beiden verkauften Stoffen habe ich seit dem letzten Treffen 18.4 m Stoff verbraucht.
Donnerwetter!

Zugeschnitten bzw WIPs sind
- die Schluppenbluse in schwarzweiß (minus 1.3 m)
- das Tunikakleid aus leichter Baumwolle ( minus 1.5)

Einmal bin ich noch schwach geworden und habe 2m weißes Stretchleinen gekauft, das ich hoffentlich demnächst zu einer Hose vernähe. Dieser Stoff ist also tatsächlich noch in meiner Kiste:

Deren Deckel geht inzwischen wieder bequem zu (den dicken Walk für den Stadtmantel lagere ich allerdings anderweitig), und es ist sogar wieder etwas Platz darin.

Per heute beträgt mein Bestand somit 27.8 m. Und ich muss sagen - ich bin damit echt stolz!


Nun will ich aber auch mal sehen, wie die anderen Teilnehmerinnen so zurechtkommen. Die astronomischen Mengen von unserer Gastgeberin werde ich auf jeden Fall niemals erreichen. Aber wenn dem so wäre, wäre ich ja innerhalb eines Monats ausgeplündert :)

Montag, 15. Mai 2017

Ein Vorgeschmack auf Sommer - Hint Of Summer

Heute ist Finale der Herzen beim FJKA, den Sylvia und Luise so nett organisiert haben.
Mein zweites Projekt, der Hint of Summer von Isabelle Kraemer, wurde nicht rechtzeitig zum Finae fertig, da das feine Garn, das ich verwendet habe, doch ziemlich fummelig zu verstricken war. Die langen Runden zogen sich ziemlich, und besonders die Ärmel haben mich auf der Zielgeraden ziemlich gequält (hier zu lesen).

Aber es muss ja noch Kandidaten im Finale der Herzen geben, welches wir Nachzügler heute begehen 😊
Und ja, er ist fertig. Und ich mag ihn richtig gerne!
Tragebilder hat der beste Ehemann von allen am vergangenen Wochenende, als die Temperaturen unverhofft in den deutlich zweistelligen Bereich schnellten, anfertigen.
Bei dem Namen Hint of Summer, Anklang von Sommer, lag es nahe, den Pullover im nächstgelegenen Rapsfeld in Szene zu setzen:
Zum Glück bin ich kein Allergiker, und kann mich ausgiebig freuen am Duft der Rapsblüten:
Hier kann man gut die Vokuhila-Form erkennen, die Anleitung habe ich abgewandelt und die verkürzten Reihen selber ausgetüftelt:

Der Pullover macht einfach gute Laune!


Insgesamt war er nicht schwierig zu stricken. Die Konstruktion ist raffiniert, aber schlüssig (und wie immer gilt das erste Gebot der Strickerin: Du sollst es nicht besser wissen als die Anleitung!)
Durch die Streifenfolge strickt es sich auch recht abwechslungsreich in den langen Runden am Rumpf. Im Original sieht die Anleitung nur zwei Farben vor, allerdings bin ich mit meiner dritten Kontrastfarbe sehr zufrieden, sie gibt meinem Pullover den rechten Kick Frische.

Verstrickt habe ich Washi (Viskose/Papier) und Shio (Merino) von Itoyarns, das ergibt zusammen ein etwas rauhes Gestrick, das sich im Sommer aber sehr sehr angenehm trägt und außerdem superschnell trocknet. Die Maschinenwäsche (Wollwaschgang im Wäschenetz) war kein Problem. 

Verbraucht habe ich für Größe M1 mit NS3:
- ca 80 g Washi weiß, ca 60 g Shio weiß
- ca 70 g Washi aqua, ca 50 g Shio navy
- ca 15 g Washi chili, ca 10 g Shio red. 

Hier geht es zur Kaufanleitung bei Ravelry, und hier zu meinem Projekt bei Ravelry.
Aus den Resten stricke ich noch einen Sommerschal, die Anfänge dazu könnt ihr in diesem Beitrag sehen.