Mittwoch, 15. März 2017

Der Guerilla-Rock

Einmal in der Woche fahre ich nach Lübeck in die Innenstadt zum Spanischkurs bei der Volkshochschule. Die Wartezeit zwischen Büroschluss und Kursbeginn überbrücke ich gerne mit Bummeln, und so fand ich im Dezember bei Wolle & Hobby einen Salz- und Pfeffer-Wollstoff.

In meinem Kleiderschrank befand sich ein Rock aus sehr ähnlichem Material, aus dem ich leider rausgewachsen bin. Den Rock an sich fand ich aber sehr schön, und so wollte ich ihn nachschneidern.

Ein passendes Schnittmuster war nicht aufzutreiben in meinem Fundus, und so habe ich in einer Guerilla-Aktion den Schnitt vom "alten" Rock abgenommen. 
Sprich - Rock auf Packpapier aufgelegt, die Nähte mit Stecknadeln durch das Papier gebohrt, die Löcher miteinander verbunden und alles ausgeschnitten. Fertig war der Schnitt!
(Die Profis werden sich die Haare raufen über meine Vorgehensweise, ich weiß - aber: es hat hier sehr gut funktioniert!)

Der Schnitt besteht aus zwei Seitenteilen und einem Mittelteil, jeweils für die Vorder- und Rückseite, und hat einen seitlichen Reißverschluss. Anders als beim Originalschnitt, der einen Bund und Gürtelschlaufen hatte, habe ich eine Variante ohne äußeren Bund genäht.
Innen habe ich einen Formbund gebastelt, den ich mit dem Futterstoff verbunden habe.
 
Gürtelschlaufen habe ich trotzdem - in Form von Knopflöchern, die genau zu einem vorhandenen ganz schmalen Gürtel passen. Ich finde, das ist eine perfekte Lösung, die ich von einer Kaufhose geklaut habe.

Den Saum hat mir der beste Ehemann von allen abgesteckt (mit echtem "Männerwerkzeug": einem langen Lineal mit verschiebbaren Markern), und ich habe zum ersten Mal mit Schrägband gesäumt.
 Was für eine schnelle und saubere Lösung! Die werde ich sicher öfter verwenden. Hier habe ich schwarzes Satinband verwendet, aber ich kann mir auch gut ein lustiges gemustertes Band vorstellen, z. B. zum Jeansrock.

Und hier ist er nun, mein Guerilla-Wollrock:


Vom Fall bin ich total begeistert, es ist keine klassische A-Linie, sondern die Schnitteile verlaufen erst gerade und etwa ab der halben Rocklänge weiter ausgestellt.

So war das Röckchen schnell genäht und wurde am vergangenen Wochenende ausgeführt ins Theater nach Lübeck.

Ist das nicht wieder eine herrliche Kulisse, die Türme der Marienkirche im Hintergrund?

Hier könnt ihr den Schwung des Rocks bewundern:
Besucht haben wir zum ersten Mal das Theaterschiff. Ein ausgedientes Binnenschiff wurde innen komplett entkernt, zu einem kleinen Theater mit Barbereich umgebaut und auf der Trave festgezurrt:
Das Programm beschränkt sich auf Lustiges, es spielen hier Comedians und Kabarettisten, aber auch ein eigenes Ensemble mit lustigen Stücken.
Wir haben usn die "Landeier" angesehen und hatten sehr großen Spaß dabei, drei Jungbauern-Junggesellen bei ihren Bemühungen, eine Frau zu finden, zu beobachten! Wer den Film "Ganz oder gar nicht" gesehen hat, kann sich ausmalen, worauf die Story hinausläuft. Ein sehr sehr lustiger Abend!
Im April gibt es eine Fortsetzung, für die wir uns gleich Karten gesichert haben. Mal sehen, welches Outfit ich euch dann präsentiere 😊

Damit geht mein Rock nicht nur ins Theater, sondern auch zum Memademittwoch, dem Laufsteg für selbstgenähte Alltagskleidung und Beichtstuhl für geheime Süchte: Sybille (dasbürofürschönedinge) gesteht uns ihre Latzhosensucht, und zeigt auch gleich ein neues knackiges Modell mit passender Bomberjacke. 




7 Kommentare:

Frau Jule hat gesagt…

das mit dem nadeln durch die säume pieksen ist doch eine ganz fantastische methode um einen schnitt abzunehmen. ich stecke immer die einzelnen schnittteile auf das packpapier und zeichne dann kruschtelig mit dem bleistift nach. wie macht man das denn sonst? dein ergebnis wirbt sehr für deine methode. fantastisch sieht er aus, der rock. und mit schrägband versäumen mache ich auch sehr gerne. auch gerne mit kontrastierendem auf der sichtbaren seite. wahlweise schrägband aus dem gleichen stoff selber machen.
liebe grüße,
jule*

Monika hat gesagt…

Sehr chic dein Rock und er passt wunderbar zu meinem Stoff, aus dem ich mir einen Blazer nähen will!! Und toll wenn man sich ein Lieblingsmodell nachschneidern kann.
LG Monika

kuestensocke hat gesagt…

Wunderschön! Dein Rock ist ein Volltreffer! Die Knopflöcher für den Gürtel merke ich mir, das finde ich sehr schön! Da hast Du für Deinen alten Rock einen sehr würdigen Ersatz, ganz wunderbar. LG Kuestensocke

Rehgeschwister hat gesagt…

Guerilla-Nähen hört sich gut an;) - muß ich unbedingt mit meinem letzten verbliebenen Kaufshirt machen, bevor es sich auflöst...
Toller Rock, die Gürtelführung ist genial!
Liebe Grüße,
Sandra

Tanja hat gesagt…

Schöner Rock, ich mag diesen Stoff auch sehr gern. Und Lübeck ist wirklich eine schöne Stadt, ich war schon viel zu lange nicht mehr da. LG, Tanja

seelenruhig hat gesagt…

Toll wie du dich "durchgeschlagen" hast! Vom Schnitt abkupfern bis hin zu den tollen "Gürtelschlaufen" und dem Saum. Der Erfolg gibt dir Recht! toller Rock!!!!

Kape Anlumi hat gesagt…

Der Rock ist super, echt toll! Besonders die Knopflöcher mit dem Gürtel sind echt der Knaller!
Ich hatte auch mal so einen ähnlichen Kaufrock, den ich auch noch nachnähen will. Ach, ich brauche mehr Nähzeit...
LG Petra