Montag, 25. Juni 2018

Bobbelicious Stricken - Teststrick für Frau Feinmotorik

[Dieser Beitrag enthält Werbung - die Anleitung wurde mir zu Testzwecken kostenlos zur Verfügung gestellt] 

Dieses Jahr ist mein Teststrickjahr!

Es ist so großartig, bei wie vielen Test- und sogar Modellstricks ich dieses Jahr teilnehmen durfte (und darf), und es macht mir einen Riesenspaß, Anleitungen zu prüfen und mit Korrekturen oder Anmerkungen zu versehen!

Anfang des Jahres rief Frau Feinmotorik auf zum Test- und Modellstrick aus Farbverlaufsgarnen. Worum es genau ging, durfte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht verraten, und so war das ganze Projekt mit einer geheimnisvollen Aura umweht. Wir Tester bekamen strenge Auflagen über unsere Geheimhaltungspflichten, und genaue Anweisungen, wie und ob unsere Fortschritte in den sozialen Medien geteilt werden durften. Alles unheimlich heimlich - Wie aufregend! Im Verlauf des Teststricks wurde dann ersichtlich, dass es sich um mehrere verschiedene Projekte – Tücher, Schals, Stolas, Ponchos – handelte , und der Verdacht kam auf, dass es sich wohl um ein Buchprojekt handeln könnte.

Und tatsächlich – es ist ein Buch, und zwar dieses hier:
Buch Bobbelicious Stricken
Quelle:EMF-Verlag
Bobbelicious stricken – Kleidung, Tücher und mehr mit Farbverlaufsgarnen - hier hat Frau Feinmotorik mehr dazu geschrieben <klick>
Darin gibt es 19 Modelle für Anfänger und Fortgeschrittene, und für eines davon - nämlich das Modell "Let it Go" - durfte ich die Anleitung testen!
Und jetzt darf ich auch endlich von dem Ergebnis berichten. Der Teststrick startete schon im Januar - ein halbes Jahr musste ich also Stillschweigen bewahren.

Ich muss gestehen:Bisher hatte ich mit Verlaufsgarnen noch überhaupt keine Berührung. Der Hype, den manche Strickerinnen um "Bobbel" machen, erschließt sich mir nicht (was damit zu tun haben kann, dass ich hauptsächlich Kleidung stricke und mir diese mit Farbverläufen nicht vorstellen kann). Viele Farbstellungen finde ich genau so gewöhnungsbedürftig wie das Wort "Bobbel" an sic.
Was für eine gute Gelegenheit, sich den eigenen Vorurteilen zu stellen und sich auf etwas Neues einzulassen!

Für "Let it Go" benötigt man ein Knäuel mit etwa 800 m. So zog ein Wooly Hug in der Farbe "Feuerstein" bei mir ein.
Wollknäuel in rosa-weiß-grau
Und schon ergab sich die erste Überraschung: trotz 50% Poly-Anteil ist das Garn ganz weich und fasst sich schön an, überhaupt nicht "schwitzig" wie ich es bisher von Garnen mit so hohem Anteil an Kunstfasern kannte. 

Es wurde eifrig losgestrickt. Toll, dass man bei Tüchern nicht unbedingt eine Maschenprobe braucht! 
Ein bisschen war dieser Test wie ein Mystery-KAL - man hat zwar die Anleitung, aber ja noch keine Bilder des fertigen Teils, das einem bei der Orientierung hilft. 
Die gut und klar geschriebene Anleitung und - hurra! - das Chart für das Lochmuster ließen mich trotzdem schnell vorankommen. 
Mit dem Lacemuster hatte ich allerdings meine üblichen Startschwierigkeiten. Die Anleitung hat nicht umsonst 2 von drei "Bobbeln", ist also für Anfänger nicht unbeding geeignet. 
Abhilfe für mein Musterproblem schafften schließlich Maschenmarkierer, die ich jeweils zwischen die Rapporte setzte - ab da lief es wie geschmiert. 

Und so fieberte ich - wie wohl viele andere Bobbelstrickerinnen auch - dem nächsten Knoten entgegen - von Rosa zu kräftigem Pink nach Weiß und schließlich Grau, einschließlich der dazwischen liegenden Schattierungen. Einen Knoten pro Abend schaffen, das war mein Ziel, während ich an dem Tuch strickte.

Und so ist es nun fertig - bei den aktuell herrschenden Temperaturen kann man "Let it Go" immer noch herrlich um den Hals tragen.
Und ich muss sagen, ich finde Farbverlauf in seinen Schattierungen durchaus ansprechend (aber es sind ja auch meine momentanen Lieblingsfarben darin enthalten).

Auch die Größe finde ich genau richtig geraten. Man könnte es natürlich auch mit einem größeren Bobbel stricken, aber mit meinen knapp 2m Spannweite an der oberen, geraden Kante, ist es für mich genau richtig als sommerliches Dreieckstuch. 

Das  Buch im EMF-Verlag erschienen und ab heute im Buchhandel erhältlich.
Zum Erscheinungstermin verlost Frau Feinmotorik übrigens ganz luxuriöse Bobbel - hier gibt es alle notwendigen Infos!

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Creadienstag
Dienstagsdinge
Maschenfein - auf den Nadeln Juli

Mittwoch, 20. Juni 2018

Pinguine im Sommer - Tip-Top von Crafteln


(Achtung – je nach Betrachtungsweise enthält dieser Post Werbung!)

Seit letztem Herbst gehöre ich zum Probenähteam von Meike / Crafteln. Meike entwirft nicht nur zusammen mit dem Label STOKX raffinierte Schnittmuster, sondern bietet auch viele Kurse an zum Thema Schnittmusteranpassung.

Für Ihren Kurs zum Thema FBA („Full Bust Adjustment“ – Anpassungen für eine größere Brustweite) gab es für uns vom Probenähteam das Schnittmuster vom Tip-Top Anfang Mai kostenlos.

Zum Zeitpunkt des Probenähens hatte ich leider keine Zeit, was im Nachhinein betrachtet gar nicht so schlecht war. Denn auf dem Lübecker Stoffmarkt Ende Mai habe ich diesen lustigen Pinguinstoff aufgestöbert. Denn es ist doch klar – zu heißen Sommertagen passt nichts besser als coole Pinguine, nicht wahr? (Wieso denke ich dabei eigentlich an den coolsten Pinguin aller Zeiten, den aus den Känguruh-Chroniken, der Mitarbeiter in einer Firma für Tiefkühlprodukte ist? Wahrscheinlich, weil einige der Pingus auf dem Stoff so lustig auf dem Kopf stehen.)

Der Schnitt ist ganz übersichtlich – Vorderteil und geteiltes Rückenteil, zack, fertig.
Und weil er so übersichtlich daherkommt, habe ich auch nicht plotten lassen, sondern zu Hause selbst ausgedruckt. Und wie schon beim Partyrock passiert, hatte ich auch hier die erste Variante zu klein ausgedruckt. Diesmal war ich immerhin so schlau, vor dem Zusammenkleben der Schnittmusterteile das Kontrollquadrat nachzumessen. Zugeschnitten habe ich dann wie immer Größe 4 mit etwas mehr Hüftweite.

Wie ich inzwischen gelernt habe, empfiehlt es sich, bei gemustertem Stoff und geteiltem Rückenteil auf den Musterverlauf zu achten. Diesmal habe ich das beherzigt. Ganz zufrieden bin ich noch nicht mit dem Ergebnis – aber ich bin zufrieden damit, dass ich in dem Punkt (wie auch beim Ausdruck, s.o.) eine Lernkurve zeige !

Wie ich es bei einigen anderen Näherinnen gesehen hatte, habe ich dem Top noch einen Halsbeleg spendiert, das finde ich sauberer als die Säume einfach umzuklappen. Nordendnaht hat dazu auch ein Tutorial verfasst.
 
Anders als in der Anleitung vorgesehen, habe ich die Schnitteile vor dem Zusammennähen versäubert, das ist mir einfach lieber. Danach: Brustabnäher nähen, Rückenteile zusammenfügen, Schulternaht schließen, Beleg nähen, Seitennähte schließen und (mit passender Kontrastfarbe) säumen – Fertig!
Wirklich flugs genäht, das Tip-Top!
 
Wie üblich bei den Schnitten von STOKX ist der Schnitt leicht anzupassen. Besonders die Teilungsnaht im Rücken hilft dabe. In der Anleitung gibt es aber auch noch einen Ausflug in die Welt der Brustanpassungen. 
Ich mag besonders am Tip-Top, dass es wirklich schön luftig ist. Ich habe die Variante mit dem Brustabnäher genäht, es gibt alternativ eine Variante mit Taillenabnähern, die dann aber noch einen Reißverschluss benötigt. Das ist mir für mich zu figurbetont. So gefällt mir mein Pinguin-Top!
 
Am letzten Sonntag habe ich es ausgeführt, als mein Mann und ich das Nachbarstädchen erkundeten nach Ecken, die wir noch nicht kannten. Und wir haben tatsächlich eine hübsche Ecke für die Fotos gefunden, an die es uns bisher noch nicht verschlagen hat. 
 
Und siehe da, nicht nur im feinen Hamburg gibt es einen Jungfernstieg an der Alster, sondern auch im viel weniger glamourösen Reinfeld am Neuhofer Teich hat es einen! Der ist glechzeitig noch Teil des Jakobswegs. Und nicht so überlaufen obendrein.

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Afterworksewing 
SewLaLa

Nähfrosch


Samstag, 9. Juni 2018

Auf den Nadeln im Juni...


Der Juni ist schon halb vorbei (naja, fast...), und ich habe noch gar nicht berichtet, welche Projekte sich derzeit auf meinen Stricknadeln befinden.

Bis dieses Jahr war ich immer ganz diszipliniert:
Keine Ufos
Immer nur ein Projekt zur Zeit

Dieses Jahr läuft es irgendwie anders. Aktuell sind meine drei Projektbeutel belegt, und es ist nicht das erste Mal, dass dem so ist.

Woran genau ich stricke, verrate ich euch hier:

Zum einen stricke ich fleißig an meinem eigenen Design: "Nuvola" aus Suave von Pascuali.
Nuvola, Suave Cotton, Pascuali

Suave ist aus 100% Baumwolle - wer dieses leichte Gespinst von Garn jedoch einmal anfasst, kann das gar nicht glauben. Es ist watteweich (der beste Ehemann von allen nennt es "so weich wie ein Maulwurf) und federleicht. Ein Knäuel von gerade 25 g liefert 160 m Lauflänge, so ist Suave ein sparsamer Partner!
Mein Nuvola wird ein leichtes Jäckchen für kühle Sommerabende, ich stricke es mir als Partner zu einem Hochzeitsgastkleid. Der Teststrick läuft noch, aber die Anleitung soll Anfang Juli erscheinen. Seid gespannt!

Als Kontrastprogramm darf ich für Sandra von Meine Fabelhafte Welt zwei Modelle stricken. Yaaay!
Modellstricken zu dürfen ist für mich eine besondere Freude, und ich gebe mir sehr viel Mühe, perfekte Projekte abzuliefern. Schließlich sind es Modelle, die fotografiert und veröffentlicht werden, und nicht nur Anleitungen, die ich teste und deren Endprodukt ich mit all seinen Unperfektheiten behalten darf. Also ist es für mich doppelte Freude, gleich zwei Modelle stricken zu dürfen mit der Anmerkung, bitte auch die Anleitungen intensiv zu testen, da ich dabei immer so pingelig sei.
In diesem Zusammenhang ist pingelig für mich eine Auszeichnung, denn Anleitungen sollten so perfekt wie möglich sein, damit die Stricker(innen) später keine Probleme haben.

Viel darf ich zu den Projekten nicht verraten, denn sie sind noch geheim, aber ein bisschen anfüttern darf ich euch. Also kommt hier Projekt Nr. 1, gestrickt aus Kos von Sandnes Garn.

Sandnes Garn, Kos
Kos ist ein dickes, aber sehr leichtes Garn aus 62 % Alpaka, 9 % Wolle und 29 % Nylon. Es wirkt, als seien die Fasern um eine Luftsäule herumgesponnen. Ich finde es sehr weich und warm - ideal für die kältere Jahreszeit. Besonders schön finde ich die große Farbpalette des Garns - hier bleiben wenig Wünsche offen. Um Kos bin ich schon eine Weile herumgeschlichen, hatte aber kein passendes Projekt dazu - umso schöner, dass ich es nun testen durfte, und dann auch noch in blau!
Es strickt sich angenehm, ist aber ein bisschen faserig. Empfindlichere Strickerinnen sollten sich immer die Hände gut eincremen.

Das zweite Modell darf ich aus Puno von Lamana stricken. Puno besteht aus 60% Alpaka und 40% Schurwolle und hat eine ganz interessante Garnstruktur: Die Fäden sind zu einer Art Mini-I-Cord gestrickt. Solchen Kettgarnen gegenüber war ich bisher eher skeptisch eingestellt. Aber beim Stricken stelle ich fest: Es gibt ein mega-gleichmäßiges Maschenbild - seht selbst! Und durch die Kettstruktur dröseln sich die Fäden beim Stricken nicht auf, was mir sehr gut gefällt.

Lamana Puno
Puno finde ich beim Tragen ein bisschen kratzig. Für Accessoires wie Mützen oder Handschuhe finde ich das Garn ideal, einen Pullover könnte ich mir eher nicht daraus vorstellen - vermutlich wäre der auch zu warm.
Dieses Projekt stricke ich übrigens mit den CraSy Trio Nadeln von Addi - hierzu gibt es noch einmal einen Erfahrungsbericht, wenn ich den Schleier des Schweigens lüften darf. 

Ilios Top, Teststricken, Pascuali Sole

Und wiederum als Kontrast zu den dicken Garnen aus dem Modellstrick darf ich wieder eine Anleitung für Sandra Groll testen. Nach dem Tira-Top nun ein weiteres Sommermodell: "Ilios", aus dem wunderbaren Sommergarn Sole von Pascuali. Sole ist eine tolle Mischung aus 90% Baumwolle und 10% Kaschmir, ganz weich, aber mit einem sehr schönen Griff. Und maschinenwaschbar ist Sole auch noch!
Die Anleitung soll noch Ende Juni erscheinen, da muss ich nun ein bisschen Gas geben!

Verlinkt zu Auf den Nadeln Juni von Maschenfein .


Mittwoch, 6. Juni 2018

Elephant Love

Heute zeige ich Euch einmal ein Werk meiner frühen Nähkarriere, von dem ich gar nicht mehr genau weiß, wann ich es genäht habe.

Es muss wohl 2014 gewesen sein, als die Serie "Elephant Love" von Hamburger Liebe aufgelegt wurde. Und ich war sofort schockverliebt in das knallbunte Elefantenmotiv. Bollywood auf Baumwolle. Und dann auch noch in pink und blau - muss ich haben.

Anderthalb Meter wurden bestellt, geliefert und schnurstracks zu einem ganz einfachen Rock mit Kellerfalten vernäht. Ohne Schnitt, ganz frei Nase.

Seitlich gibt es einen Reißverschluss, der Bund ist einfach ein gerader Streifen, und der Saum ist mit Satin-Schrägband eingefasst.

Ich bin immer noch ganz angetan von dem Stoff: Er hat eine ganz glatte, ein wenig glänzende Oberfläche, knittert kaum (ist allerdings auch schwierig zu Bügeln), und hat diverse Wäschen klaglos überstanden.

Zuletzt habe ich ihn ausgeführt beim Besuch einer wunderbaren Ausstellung im Lübecker St. Annen - Museum: "Chanel, Dior, Pucci..." führt den Besucher ein in die Welt der Haute Couture und die Sammlung von Monika Gottlieb.

Hier habe ich über den Besuch der Ausstellung berichtet. Ich war dort mit zwei Freundinnen, von denen eine noch nähverrückter ist als ich, und so gab es zum Vergnügen der Dritten eine Menge zu fachsimpeln.
 Zum Beispiel darüber, dass bei diesem Cocktailkleid von Givenchy die Ärmel angeschnitten sind (und daher unter der Achsel ganz schön Falten werfen), und auch die Seitennähte von Oberteil und Rock nicht aufeinandertreffen. Wenn das schon bei der Haute Couture nicht klappt, näht es sich für den Hobbyschneider doch gleich entspannter!

Auch Lübeck hat seine ohnehin schon sehenswerte Altstadt schick herausgeputzt, denn am kommenden Wochenende sind die Lübecker Hansetage mit großem Programm. Weil ich selbst Lübeck so sehr mag, teile ich noch ein paar Eindrücke mit Euch:

Die Fachwerkhäuser schmücken sich mit Wimpeln....
... am Logenhaus dagegen geht es pompöser zu mit Kronleuchtern.

 
 Die Hüxstraße ziert sich mit Lampenschirmen...
 ... und das Balauerflohr mit bunten Schirmchen.

Da wir ja heute den Memademittwoch begehen, an dem selbstgenähte Kleidung an der Frau gezeigt wird, will ich euch auch die Tragefotos nicht vorenthalten:


Tatsächlich trage ich den Rock am liebsten mit Caprileggings drunter, so wie auf den Fotos. Die Weite, die durch die Kellerfalten entsteht, gibt ganz viel Bewegungsfreiheit, und der Rock schwingt und wippt ganz fröhlich beim Gehen.- Für mich ein wirkliches Lieblingsteil.

Und ihr - was habt ihr so zu zeigen bei unserer monatlichen Parade? Ich geh gleich mal schauen!
Gastgeberin Wiebke vom Blog Kreuzberger Nähte zeigt uns ein Schluppenkleid mit ganz interessanten Muster, das mir auch gefallen könnte.


Auch verlinkt bei der neuen Linkparty am Donnerstag vom Nähfrosch:
Du für Dich am Donnerstag

Und bei der ebenfalls neuen Linkparty von The flying Needle:Sew La La


Dienstag, 5. Juni 2018

Chanel, Dior, Pucci - Ein Gang ins Museum

Am vergangenen Wochenende habe ich mit zwei Freundinnen eine wunderbare Ausstellung im Lübecker St. Annen-Museum besucht:

Die Düsseldorfer Sammlerin Monika Gottlieb erlaubt uns einen umfassenden Blick in ihre Sammlung und führt uns damit in die schillernde Welt der Mode in der Nachkriegszeit bis in die 2000er-Jahre hinein. Gottlieb wuchs auf in Düsseldorf, ihre Eltern hatten ein exclusives Modegeschäft auf der Königsallee - und so kam es, dass die kleine Monika schon als Kind mit den Großen der Haute Couture und deren prominenter Kundschaft bekannt wurde.

Schon der Auftakt der Ausstellung ist eine Augenweide:
Christian Lacroix (oben links), Givenchy und Christian Dior (oben rechts) empfangen den Besucher in knalligem rot.
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es wieder Stoffe und Materialien, aus denen sich Haute Couture schneidern ließ, und es gab wieder betuchte Kundschaft, die sich diese leisten wollte und konnte.  Das Leben sollte wieder auf der Sonnenseite geschehen, und die Kriegsmode durch Luxus und Exclusivität ersetzet werden.
Mit seinem "New Look", der sich insbesondere durch sehr betonte Taillen und weit schwingende Röcke auszeichnete, für die sündhaft viel Stoff verwendet wurde, war Christian Dior der Pionier seiner Zeit.

Aber auch andere französische Modeschöpfer sind in der Ausstellung vertreten:

 Der grüne Mantel vorne ist wieder von Dior, der schwarze Hosenanzug dagegen von Coco Chanel. Sie wiederum war die Vorreiterin für die Hosenmode für die Dame, was insbesondere Marlene Dietrich inspirierte, und für schlichten, dennoch sehr eleganten Stil.
Das kleine Schwarze, das auch von Coco Chanel erfunden worden sein soll, rechts im Bild, ist dagegen von Givenchy.

Ebenso wie dieser wunderbare Mantel aus einem Brokatstoff in knallorange links im Bild.
Das Brautkleid von Meghan Markle stammte ja bekanntlich ebenfalls aus dem Hause Givenchy und wurde teilweise heftig kritisiert für seine makellose Schlichtheit. Uns drei Besucherinnen gefiel der cleane zeitlose Stil allerdings ausgesprochen gut.
Pierre Cardin ließ sich dagegen etwas ganz Spezielles einfallen. Das Cocktailkleid rechts im Bild entstand 1970 und ist inspiriert durch die damals aufkommenden Autowaschstraßen. Wenn man das weiß, sind die Parallelen verblüffend.

Meine persönlichen Favoriten stammen ebenfalls von französischen Designern.
Links ein Cocktailkleid von Mary Rouff aus dem Jahre 1954. Es ist so wunderschön genäht mit seiner Corsage und dem Volant am Saum! Beeindruckend fand ich dazu die Masse an Petticoats, die den Rock in Form bringen. Der Stoff erinnert mich ganz lebhaft an die Nierentische bei meiner Oma, einen Gummibaum und opulente kalte Platten. Ich kann mir ganz lebhaft vorstellen, wie die Trägerin mit einem Glas Martini mit Olive darin an einem Emfpang teilnimmt, bei dem Cracker mit Kaviar oder Mayonnaise gereicht werden, während im Hintergrund leise das Piano klimpert...
Kaum zu glauben, dass das blaue Kleid aus der gleichen Zeit stammt, nämlich von 1955 aus der Feder von Pierre Balmain. Es ist so zeitlos und immer noch modern mit seinen vielen Lagen Spitze und Tüll. Das gewaltige Collier von Chanel passt tadellos dazu , wie ich finde, auch wenn ich sonst überhaupt kein Fan von so riesigen Klunkern bin.

Accessoires gab es natürlich auch zu sehen: Taschen, Hüte, Puderdosen, Tücher, Schuhe und absurd große Schmuckstücke.
Meine Favorit hierbei ist dieser wunderbar schräge Hut, den man vielleicht bei Alice im Wunderland oder Willy Wonka ansiedeln würde. Er ist bezogen mit Stoff, der alte Zeichnungen von Modistinnen und Modeverkäuferinnen zeigt und sensationell dekoriert. Buntstifte, eine Blumenvase, ein dicker wütender Buddha und eine Frauenfigur werden üppig mit Tüll eingehüllt. Zu welchem Anlass dieser Zylinder wohl getragen wurde?


Mit der Sonnenbrille von diesem Foto wäre man auch heutzutage wieder ganz hip. Türkis geht ohnehin fast immer, finde ich. Ob es diese monströsen Fisch-Ohrclips braucht, darüber kann man sicher streiten. Tuch und Kette würde ich heute durchaus tragen. Oben rechts mogelt sich ein Bikini ins Bild aus damals revolutionärem Material: Es war sonnendurchlässig. Das ist heutzutage allerdings weniger angesagt. 
Farbenfroh ging es bekanntermaßen auch bei Emilo Pucci zu.
Nach den bisher gezeigten Ballroben und formelleren Kleidern waren die legeren, knalligen Entwürfe fast ein kleiner Schock. Stark augenkrebsverdächtig, was Herr Pucci sich ausgedacht hat: 
 Und aus wirklich abenteuerlichen Materialien! Das Strandcape oben ist tatsächlich aus Frottee!

Und diese beiden Tuniken, die ich sogar heute noch tragbar fände, sind aus Samt (!) und dicker Seide.

Natürlich darf bei einem Ausflug in die Haute Couture die ganz große Festkleidung auch nicht fehlen, und hier fand ich die Kulisse atemberaubend:
Die Entwürfe hier sind allesamt von Stéphane Rolland für Jean-Louis Scherrer. Ob man mit diesen Kleidern tatsächlich einen Ball bestreiten will, kann man sicher diskutieren - aber man sieht auf jeden Fall umwerfend darin aus.

Neben den gezeigten Highlights gab es natürlich noch diverse andere Designer zu sehen, zum Beispiel aus den USA und Großbritannien. Ich persönlich finde allerdings, bei der gegebenen Auswahl hatten die Franzosen und Italiener eindeutig die Nase vorn!

Wer mehr über die Ausstellung wissen möchte: Hier entlang.  Sie läuft noch bis zum 29.7. und wird durch ein reichhaltiges Rahmenprogramm abgerundet.
Interessantes zum Hintergrund der Sammlerin gibt es in diesem Artikel zu lesen. Bei Lieblingsstil gibt es außerdem ein tolle Homestory mit vielen vielen Fotos.

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